Ottokar

Ottokar
Ọttokar,
 
Ọtakar, Könige von Böhmen:
 
 1) Ọttokar I. Přemysl ['prʃe-], Přemysl Ọtakar I., König (seit 1198), * um 1155, ✝ 15. 12. 1230, Großvater von 2), Sohn Wladislaws II.; erwirkte durch wechselnde Parteinahme im staufisch-welfischen Thronstreit 1198 bei König Philipp von Schwaben, 1203 beim Papst und 1212 bei Kaiser Friedrich II. die Bestätigung des Erbkönigtums für Böhmen, das er auch kulturell und wirtschaftlich (Kolonisation, Städtewesen) förderte. Im Zuge seiner ausgreifenden Ehepolitik heiratete sein Sohn Wenzel (seit 1228 Mitkönig) die Stauferin Kunigunde (* 1199?, ✝ 1248).
 
 2) Ọttokar II. Přemysl ['prʃe-], Přemysl Ọtakar II., genannt »der eiserne König« oder »der goldene König«, König (seit 1253), * um 1233, ✝ (gefallen) 26. 8. 1278, Enkel von 1), Sohn König Wenzels I. und der Kunigunde (* 1199?, ✝ 1248), einer Tochter König Philipps von Schwaben; in erster Ehe (seit 1252) Ȋ mit Margarete von Österreich (✝ 1267), in zweiter (seit 1261) mit Kunigunde von Tschernigow (✝ 1285), einer Enkelin König Bélas IV. von Ungarn; wurde 1247 Markgraf von Mähren, 1248, nach einer Revolte gegen seinen Vater, »jüngerer König«. Im Kampf um das Erbe der 1246 ausgestorbenen Babenberger bemächtigte er sich 1251 Österreichs, das Kaiser Friedrich II. unter Reichsverwaltung gestellt hatte. 1260 erwarb er während des von den Staufern hinterlassenen Machtvakuums auch die (1254 an Ungarn abgetretene) Steiermark, 1269 Kärnten und Krain. Damit war - in steter Auseinandersetzung mit Ungarn und Bayern - der südliche Teil Ostmitteleuropas erstmals in einem multinationalen Großraum integriert, wie es später den Habsburgern gelang. Auf zwei Kreuzzügen unterstützte Ottokar den Deutschen Orden gegen die Prußen; Königsberg (heute Kaliningrad), wahrscheinlich in seinem Beisein gegründet, wurde ihm zu Ehren benannt. Er förderte die Einwanderung der Deutschen in Böhmen sowie Mähren und gründete zahlreiche Städte. - Die Spannweite seiner Politik zwischen Ostsee und Adria, verbunden mit seinen böhmischen Finanzquellen, machte ihn zum mächtigsten Reichs- und Kurfürsten. Doch der Erwerb der Römischen Königskrone misslang trotz enger Anlehnung an die Kurie zweimal (1256 und 1273). Als 1273 Rudolf (I.) von Habsburg zum Römischen König gewählt wurde, verweigerte ihm Ottokar Huldigung und Herausgabe der eigenmächtig besetzten Reichslehen, wurde aber durch Rudolfs Vorstoß nach Wien 1276 zum Verzicht auf Österreich, Steiermark und Kärnten gezwungen. Bei dem Versuch, sie zurückzugewinnen, wurde er in der Schlacht bei Dürnkrut auf dem Marchfeld (25. 8. 1278 von Rudolf und den verbündeten Ungarn (Ladislaus IV.) geschlagen und auf der Flucht getötet. Sein Sohn Wenzel II., mit einer Tochter Rudolfs verheiratet, behielt Böhmen und Mähren.
 
 
J. K. Hoensch: Přemysl Otakar II. von Böhmen. (Graz 1989);
 J. Kuthan: Přemysl O. II. König, Bauherr u. Mäzen (a. d. Tschech., Wien 1996).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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